Zum Problem der lateinischen Doctrina Apostolorum
Author(s): Berthold Altaner
Source: Vigiliae Christianae, Vol. 6, No. 3 (Jul., 1952), pp. 160-167

Eine von dem amerikanischen Patrologen E. J. Goodspeed verfaßte Abhandlung, in der das Verhältnis der Didache zum Barnabasbrief und der lateinischen Doctrina Apostolorum (ed. J. Schlecht 1900 und 1901) untersucht wird, ist für mich der Anlaß gewesen, die uns durch die Didache aufgegebenen literarhistorischen und quellenkritischen Probleme erneut zu überprüfen und dazu Stellung zu nehmen. Goodspeed kommt zu dem Ergebnis, daß die durch die Edition von Schlecht bekannt gewordene lateinische Doctrina Apostolorum nicht ein Teil der von Bryennios erstmals herausgegebenen Didache ist, sondern daß es sich bei der lateinischen Doctrina um eine Übersetzung der zunächst als selbständige Schrift kursierenden griechischen Grundschrift der Didache (cap. 1-6) handelt, die auch, unabhängig von der Didache, vom Verfasser des Barnabasbriefes (cap. 18-21) benützt wurde. Die Überschrift dieser lateinisch erhaltenen Grundschrift (De doctrina Apostolorum) und die am Schlulß hinzugefügte Doxologie (per dominum Jesum Christum regnantem cum Deo Patre et Spiritu Sancto in saecula saeculorum Amen) lassen erkennen, mit welch einfachen Mitteln der ursprünglich für jüdische Proselyten bestimmten kleinen Morallehre der Zugang in christliche Kreise ermöglicht wurde.

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